Neuaufbau meiner alten Kawaski F11

Nachdem mir irgendwann 1982 zum zweiten mal die Befestigung der Lichtspulen abgerissen ist, war erst einmal Schluß mit Motorradfahren. In diesem Zustand konnte ich sie in Deutschland nicht zulassen. Also - ab in die Garage einmotten. in einem Anfall von Umnachtung habe ich dann auch noch den Rahmen und sonstigen Stahlteile Weiß lackieren lassen (das Ziel war ein weißer Rahmen mit Blauem Tank, ...).
Als dann irgendwann nach 2000 die Zeiten des Internet die Erkenntnis brachten daß meine F11 ein amerikanischens Modell war fing ich an nach Ersatzteilen zu suchen.
Zuerst waren es nur ein paar Dichtungen, die ich fand. Im Laufe der Zeit erstand ich sogar einen nagelneuen Zylinder - der mir später große Dienste leisten sollte.

So richtig ins Rollen kam die Aktion, im Januar 2014, durch einen Freund, der alte Motorräder (vor allem mit Wankelmotoren) sammelt. Er erzählte daß er einen Motorradrahmen beschichten lassen wollte. Nun fing ich an alle Teile, die ja Weiß lackiert waren zusammen zu sammeln und ebenfalls zum Beschichten zu geben.
Doch wie das manchmal so ist fand ich den verflixten Seitenständer nicht. Den hatte ich doch schon 'mal verlängert da sie sonst so furchtbar schräg da stand.
Die Suche im Internet bescherte mir einen gebrauchten Seitenständer aus Großbritannien - der aber doch zu spät zum Beschichten kam. Nachdem ich erst einmal ein passendes Stahlrohr besorgt hatte wurde der Seitenständer wieder entsprechend verlängert - und mit eben schwarz lackiert.

Dann begann das große Zusammenbauen.
Zuerst der Rahmen - das ging fix und man sah sehr schnell daß es ein Motorrad wurde. Naja schnell ist relativ.
Nach dem Zerlegen der Gabel mußte ich erst einmal feststellen, daß das was früher einmal Gabelöl war nur mehr eine wasserähnliche Flüssigkeit war. Nun hieß es erst einmal neue Federn, die ja damals schon fertig waren, zu finden. Mit den Federn bestellte ich auch neues Gabelöl und los ging es mit dem Zusammenbau. Doch beim Zusammenbau riss dann gleich einmal eine Feingewinde- Schraube ab, die ich dann wieder in den USA bestellen konnte.
Auch neue Federbeine mußten her. Also wieder im Internet wühlen und schließlich fand ich einen Hersteller, der mir mit Rat und Tat zur Seite stand entsprechende Federbeine zu finden.

Dann kam der Motor.
Nach der Überaschung mit dem Gabelöl beschloß ich den Motor doch komplett zu zerlegen. So nahm das nächste Drama seinen Lauf.
Zuerst die große Überaschung - Das viele Öl, das ich in den Zaylinder und das Getriebe gefüllt hatte, hatte jedwede Rostbildung unterdrückt. Voller Elan begann ich die Schaltwelle auszutauschen (die Zahnung auf der der Schalthebel sitzt war bei der alten quasi nicht mehr vorhanden). Danach die Kupplung ausbauen und die Kupplungsscheiben austauschen.
Doch was war das? An dem Zahnrad, aus Kunststoff, für den Antrieb der Ölpumpe fehlte ein Zahn. Was tun? Ignorieren? Wird wohl auch auch so funktionieren. Aber jetzt habe ich den Motor schon offen. Also doch ein neues bestellen - wieder sechs Wochen warten.
Nun es ging doch ein wenig schneller - also Motor zusammenbauen und alle fertig für die Hochzeit, den Einbau des Motors in den Rahmen.
Doch noch war der Leidensweg nicht zu Ende.
Der Einbau des Motors war recht einfach. Doch dann kam die Ölpumpe. Da ist so verflixt wenig Platz und da ich beim ersten mal eine Leitung blockiert hatte - wieder ausbauen. Beim zweiten Einbau fällt auf einmal etwas zu Boden - sieht aus wie eine Beilagscheibe - aber dafür ist es eigentlich wieder zu groß. ist da nicht glatt ein Anschlußstück aus Aluminium einer Ölleitung abgebrochen - so ein Mist.
Da war doch irgendwo noch eine alte, kaputte Ölleitung, an der ein Messinganschluß war. Den könnte man doch sicher umbauen. Doch diese verflixte Ölleitung ist nicht zu finden. Also - wieder eine in den USA bestellen und sechs Wochen warten.
Doch sie kommt nicht und sie kommt nicht und kommt nicht und ...
in der Zwischenzeit wollte ich mich über die Lichtspulen machen, die ich wegen Umrüstung auf 12V umwickeln muß. Und wie ich so eine alte Lichtspule suche fällt mir doch diese kaputte Ölleitung in die Hände. Nun konnte ich endlich die Ölleitung reparieren und montieren.
 
Zwischendurch fing ich an einen Ersatz für den fehlenden Luftfilter / -kasten zu bauen. Mit dem ´Rennfilter´, den ich vorher direkt am Vergaser montiert hatte, würde ich so sicher keinen TÜV bekommen.
Die Idee für den Anfang war schnell geboren - ein graues Wasserrohr (Kunstoff), darüber ein Stück Schlauch von meinem alten Motorradreifen - und schon war der Luftfilter nach hinten an die Hinterradabdeckung verlegt.
Als ´Luftfilterkasten´ kam ein Stück 110er Rohr (Kunstoff) zum Einsatz. Mithilfe der Heißluftpistole konnte ich das Rohrstück unten leicht oval formen, sodaß es sauber zwischen die neue Batteriebox (siehe unten) und die Hinterradabdeckung paßte.

Das größte Manko and der sonst guten F11 ist die 6V- Anlage. Das fühlt sich Nachts an als ob man vorne eine Kerze brennen hätte.
Mein erster Umbau auf 12V (Ende der 70er) hat nicht so besonders gut geklappt da sich irgendwann eine der Lichtspulen in der Magnetscheiber verhakt hat und herausgerissen ist. Das war dann, wie bereits oben erwähnt, erst einmal das Ende mit Motorradfahren.
Im zweiten Anlauf wollte ich es besser machen.
Die erste Idee war die separate Spule für die Zündung ausbauen und die Zündung auf Batterie- Zündung umbauen. Das klappte dann auch ganz gut. Nun konnte ich anstelle der Spule für die Zündung eine dritte Lichtspule einbauen. Schnell waren die Spulen (in Reihe) verdrahtet, doch sollte sich später herausstellen, daß - wie zu Erwarten war - die Spannung trotzdem nicht hoch genug war.
 
Außerdem mußte ich eine 12V Batterie einbauen, die platzmäßig nicht vorgesehen war. Hier kam mir zugute daß mir auch der komplette Luftfilterkasten fehlte. Also - eine Halterung für die Batterie gebaut und einen ´neuen´ Luftfilterkasten (siehe oben). Als Batterie habe ich einen Blei-Gel- Akku (12V 5Ah) entdeckt, der von den Abmessungen recht gut passte.
 
 
 
 
Zusätzlich habe ich einen 12V- Regler im Internet gefunden, der auch für Blei-Gel- Akkus geeignet ist.
 
Um den Regler, auch mit vernünftiger Kühlung einzubauen wurde zwichen Gabelbrücke und der Befestigung für den Kotflügel eine ´Klammer´ gesetzt.

Nun kam die Elektrik an die Reihe.
Pläne zeichnen; Leitungen berechnen; Teile (Relais, Dioden, Stecker, ...) besorgen.
Alle Leitung wurden neu verlegt und sogar ein Schalter für den Seitenständer eingebaut.

Tja dann war auf einmal fast alles fertig - Nur die Sitzbank fehlte noch.
Für die Sitzbank mußte erst einmal ein ´Abdruck´ des Unterbaues, der aus Blech und fast komplett weggerostet war, her. Ein Abdruck aus Gips? Nachdem ich im Internet ein wenig gesucht und mich über Glasfaser informiert hatte beschloß ich einfach einen Abdruck mit Hilfe einer Glasfasermatte zu machen und darauf den Boden aus Glasfaser aufzubauen.
Naja das klappte dann so recht und schlecht.
Ein Sattler aus Forchheim übernahm den Auftrag die Stizbank neu aufzubauen. Auf sein Anraten versah ich die Kanten, die nicht sonderlich gerade waren, mit einem Kantenschutz für Bleche. Dann mußte die Unterseite des Bodens noch lackiert werden, da der Kleber sonst nicht halten würde.
Da die Kawasaki für mich immer ein wenig niedrig war ließ ich die Sitzbank ein höher polstern. Da aber auch die Stoßdämpfer ein wenig höher als Original waren mußten von der Polsterung etwa 1,5 cm weggenommen werden.
Das ganze dauerte dann leider doch ein paar Wochen - aber das Ergebnis war Klasse.

Dann kam die Stunde der Wahrheit - der TÜV.
Soweit alles gut aber dann die Fahrgeräuschmessung. Zwei Prüfer (einer mit Auto) fahren mit meiner Kawasaki davon und ich warte und warte und warte und ... auf einmal schiebt jemand meine Kawasaki um die Ecke.
Auf dem Rückweg zum TÜV- Gelände ging sie aus und sprang nicht mehr an. Und dann der Todesstoß - 108db sind einfach zu laut - kein TÜV.
Doch warum springt sie nicht mehr an? Abgesoffen? Irgendwann entdecke ich daß der Notschalter betätigt ist. Doch auch dann springt sie nicht mehr an.
Also Christine anrufen, abholen lassen; Anhänger ausleihen, wieder nach Forchheim fahren und die Kawasaki mit dem Anhänger holen.
Stopfwolle für den Auspuff ist schnell besorgt - nun sollte sie eigentlich leiser sein - wenn sie endlich anspringen würde. Nachdem ich den Zylinderkopf und den Zylinder entfernt habe offenbart sich das Ausmaß der Katastophe - Kolbenfresser. Er läßt sich zwar bewegen aber die Kolbenringe sind so eingezwickt daß sich keine Kompression aufbaut.
Nun bin ich zwar froh daß ich über das Internet einen nagelneuen Zylinder und Kolben gekauft hatte aber es fehlen die passenden Kolbenringe. Nach einer kurzen Recherge im Internet bestelle ich Orignalringe aus Honkong, die überraschenderweise recht schnell kommen. Einbauen, ausprobieren und - sie springt wieder an - und sie ist wesentlich leiser.
Es ist der 24. November und ich habe Mittags etwas Zeit und so fahre ich nach Forchheim um ein Kennzeichen zu besorgen. Da das Wetter recht passabel ist möchte ich ein paar Tage später noch einmal zum TÜV. Auf der Zulassungsstelle bekomme ich ein Kennzeichen - mein Wunschkennzeichen: FO N6002 (N 6002 war das Kennzeichen, das die Kawasaki damals in Österreich hatte). Dann fahre ich noch beim TÜV vorbei um mit dem Prüfer zu sprechen - wäre doch gut wenn er Bescheid weiß daß ich die nächsten Tage kommen will. Doch er eröffnet mir daß er ein paar Tage Urlaub hat aber eine Standgeräuschmessung könnten wir heute machen.
Also fahre ich nach Hause und mit der Kawasaki wieder zum TÜV. Die Standgeräuschmessung fällt gut aus und so meint der Prüfer wir könnten ja auch die Fahrgeräuschmessung gleich machen. Na gut - auf zur Fahrgeräuschmessung und auch die ist positiv. Überglücklich bezahle ich die Rechnung und bekomme meine Papiere und da ich ja sowieso schon in Forchheim bin geht´s auch gleich wieder zur Zulassungsstelle. Dort bekomme ich dann den Fahrzeugschein und schon geht´s heimwärts.

Und so sieht sie heute aus: