Kurz vor Ardara fragte Wolfi einen Mann nach dem Weg. Dieser
setzt sich einfach in sein Auto und fährt vor uns her. Sehr freundlich.
Wolfi folgt dann die letzten 200 m den Schildern, die ich jedoch nicht sehe
(wahrscheinlich bin ich zu fertig).
Er biegt plötzlich in einen dunklen Waldweg ein.
Ich stoppe und denke - schon wieder verkehrt.
Hinter mir ein Auto, das hinter mir stoppt - was will denn der auch im Wald,
oder gibt es jetzt Ärger? Da fahre ich doch lieber Wolfi hinterher, das
Auto hinter mir ebenso. Dieser stoppt am Ende des Weges - natürlich
tiefer Schotter (ich liebe es). Ich denke mir, na denn wieder mal umdrehen
und zurück.
Doch Wolfi steigt ab und spricht mit dem Fahrer des PKW, der mir folgte.
Dieser fragt Wolfi tatsächlich, was wir hier wollen. Er sagte, ist dies
das Woodhill House, wir haben da gebucht.
Tatsächlich: wir waren richtig. Aber was war denn das. In unserer
Erschöpfung kam uns das ganze ziemlich unwirklich vor, das Haus, der
finstere Wald. Auf den 2. Blick und nachdem am nächsten Tag die Sonne
schien, entpuppte sich das Hotel auch von aussen als Kleinod mit einem
herrlich angelegten Garten.
Jaja, die irischen Strassen haben es in sich!
Wir beschließen, heute nicht zu fahren - ist ja
verständlich nach unseren Erfahrungen von gestern und gehen nach dem
Frühstück ins Dorf.
Durch das Dorf, dann schauen wir mal um die nächste Kurve und befinden
uns nach ca. 6 km Fußweg in einer einsamen, aber sehr stimmungsvollen
Gegend mit Blick auf eine Bucht (bei B&B Castle View - der Wanderweg
dorthin ist auch der Anfahrt zu dem B&B - haben wir ein Glück,
daß wir nicht da gebucht hatten, das wären nochmal stressige
Kilometer auf einem unbefestigten Weg gewesen). Wir haben aber trotz des
Namens kein Castle gefunden.
Wir sind morgens losgelaufen, ohne etwas zu essen oder trinken mitzunehmen
und kommen - nach insgesamt ca. 13 km - wieder um ca. 15.00 h zurück
- der letzte km ist der schwerste. Völlig fertig - war die richtige Tour,
um auszuruhen (Erinnerungen an Österreich werden wach - balla balla).
Christine legt sich kurz zum Schlafen hin und ich mache noch einen kleinen
Ausflug.
Nördlich, etwa 10 km von Ardara entfernt in Kilclooney soll es einen
großen Dolmen (es gibt ihn wirklich) geben und südlich von Portnoo
eine Burgruine an einem Logh. Ich nehme die Straße nach Kilclooney und
stehe dann bei einer Kirche nach der eine kleinere Straße nach rechts
führt. Doch ich kann keinen Feldweg erkennen; die Einfahrt, die ich
sehe, führt augenscheinlich auf einen Bauernhof. Ich bin mir auch gar
nicht sicher, ob ich wirklich in Kilclooney bin.
Kurzentschlossen fahre ich die kleine Straße weiter - aber keine Kirche.
Nach einiger Zeit kommt ein Schild zu einem Parkplatz. Ich beschließe,
hier kurz stehen zu bleiben. Eine breite 'Einfahrt' führt kurz in den
Wald, wo es gleich darauf rechts auf den Parkplatz geht.
Als ich endlich stehe, fällt mein Blick auf einen 'verzauberten' See.
Rundherum Wald und vor mir, mitten drin, langgestreckt ein kleiner See.
Der Ausblick könnte aus einem Märchen stammen. Nach diesem
Genuß fahre ich weiter. Den Dolmen habe ich aufgegeben und ich schaue,
ob ich die Ruine finde.
Nach einigen Kilometern finde ich mich in Clooney (ohne 'Kil-') wieder und
kurz darauf, die Abzweigung nach Portnoo habe ich dann doch rechts liegen
lassen, stehe ich wieder vor der gleichen Kirche wie am Anfang.
Erneut bin ich mir nicht sicher, in Kilclooney zu sein. Ein Schild auf einer
Baustelle - ein Dolmencentre - klärt die Sache allerdings.
Nun ringe ich mich dazu durch, doch die Einfahrt zu dem Bauernhof
hochzufahren. Eine Frau, die Rasen mäht, klärt mich auf - es ist
der richtige Weg zum Dolmen. Langsam fahre ich auf dem Feldweg (im
Reiseführer steht 5 Min., die meinten jedoch wohl zu Fuß) und
schon sehe ich den Dolmen. Gleich daneben ist noch ein kleinerer, aber
zerstörter. Nach einem Plausch mit der Bäuerin auf dem Weg
zurück, fahre ich nach Portnoo.
Obwohl ich viele Loghs sehe, finde ich die Burgruine nicht.
Im Reiseführer steht auch - schwer zugänglich. Eigentlich
müßte ich es gefunden haben. Ich sehe ein Schild 'Logh Doon
Fort' Boats for hire, doch der Weg, den ich langfahre, führt zu einem
Häuschen und endet hier. Nachdem das ganze nicht besonders freundlich
aussieht, drehe ich wieder um und fahre weiter.
Wieder zurück, habe ich - obwohl Portnoo höchstens 16 km entfernt
ist - über 50 km mehr auf dem Tacho.
Ich bin unterwegs zum Glengesh Pass (ohne mich, ist noch
schlimmer als die Sky Road - oh danke, ich muß nicht jedes Abenteuer
mitnehmen - Christine). Anfangs geht es an der Küste, die andere Seite
der Bucht, wo wir gestern gelaufen sind, entlang. Nach einigen Minuten kommt
links ein gigantischer Wasserfall. Danach geht's weiter ein Stück an
der Küste lang, bis man nach links in die Berge fährt.
Der Anblick ist faszinierend; links ein Berg, rechts ein Berg und voraus
auch.
Entlang an der rechten Bergseite geht's aufwärts, bis der Weg
plötzlich nach links abknickt. Oben angelangt, fährt man
schließlich zwischen den Bergkuppen entlang.
Unglaublich, doch auch in diesen Höhen sieht man zwei Loghs (ohne
Ungeheuer). Nachdem es dann einige Zeit später wieder bergauf geht,
kommt der 2. gigantische Ausblick.
Plötzlich ist links ein Parkplatz und ich bin überwältigt;
nun ist es umgekehrt. Links, rechts und hinter mir Berge und vor mir die
Serpentinen ins Tal.
Nachdem ich wieder auf der N56 bin, fahre ich ein Stück Richtung
Killybegs, um zu sehen, wie die Strasse ist. Bis auf ein paar unvermeidliche
Schlaglöcher (halt, da ist ein Spalt, pass' auf, daß kaner
einifallt) ist die N56 allerdings recht passabel - jedenfalls um Klassen
besser, als die 15 km nach Ardara. Danach ein kurzer Besuch bei Malloys
Fabrikverkauf (Tweed- und Strickwaren).
Zurück im Woodhill House treffe ich Nancy (Dame des Hauses), die auf
einen Bus wartet - Gäste für das Restaurant. Daraufhin
beschließen wir, in Ardara zu Essen. Zurück vom Essen, ist auch
der Bus und sein Inhalt wieder verschwunden.
Nach einer kleinen Stärkung schraube ich erneut den Tank ab und
muß feststellen, daß der Unterdruckschlauch auch auf der Seite
des Benzinschlauchs gebrochen ist; und nicht nur das, der komplette Schlauch
(höchstens 6 Monate alt) ist porös. Ich frage John, ob er eine Idee
hat, wo ich so einen Schlauch bekommen könnte. Kurze Zeit später
habe ich ca. 1,5 m Plastikschlauch, der vom Durchmesser her paßt.
John erklärt, daß der Schlauch von einer Guinness-Zapfanlage ist.
Nun ja, warum nicht auch Guinness für meine Triumph - Guinness for your
(and your bike's) health!
Doch auch dieser Versuch, bringt nichts, der Benzinhahn funktioniert nur in
einer Stellung - immer offen und somit keine Reserve!
Nach einem opulenten Frühstück überlegen wir
erst mal, was wir machen, denn das Wetter sieht nicht besonders gut aus.
Gegen Mittag fahre ich zunächst mit Christines Virago zum
Stoßdämpfertest los. Nach einigem Hin- und Herstellen, lasse ich
die Einstellung, so wie sie war.
Zurück am Zimmer bereiten wir alles für einen erneuten
Zimmerwechsel vor - gestern mußten wir unser schönes Zimmer, mit
Panoramablick nach Süden auf die Berge, für eine Nacht aufgeben.
Danach mache ich mich erneut auf den Weg, den Logh Doon zu suchen.
Christine möchte ein wenig Schlaf nachholen.
Ich fahre heute nach Gesbeg und dann Richtung Portnoo.
Rechts erblicke ich einen See, von dem ich wieder den Namen nicht weiß.
An einem Feldweg, ein Auto steht bereits da, lasse ich das Motorrad stehen
und gehe zu Fuß weiter. Und wieder einmal bin ich von der Aussicht
überwältigt - obwohl ich meine Ruine nicht gefunden habe. Ich fahre
dann weiter nach Portnoo auf einer Strecke, die ich schon kenne. Kurz vor
Portnoo komme ich wieder an die Stelle, wo ein Feldweg abzweigt.
Auf dieser Strecke war das Schild mit 'Logh Doon Fort' Ich gehe diesmal zu
Fuß zu dem Haus und treffe prompt einen (griesgrämigen) alten
Herren.
Meine Frage, ob es zu dem Fort einen Weg gibt, beantwortet er mit einem
klaren, kurzen und bündigen 'no'. Ich stehe dann da und er meint,
daß man normalerweise ein Boot mietet.
Darauf zeigt er mir, wo die Ruine wäre, denn von dem Haus und dem Feld
dahinter sieht man sie hinter einer Biegung nicht. Allerdings gibt er mir den
Tipp, wenn ich den Weg zurückfahre könnte ich sie von einem
Telefonmasten aus sehen.
An dem Telefonmasten lasse ich das Motorrad stehen und gehe ein Stück
ins Moor, wo ein Felsen ein Stück erhöht liegt. Nun kann ich's aus
der Ferne sehen. Danach mache ich mich wieder auf den Rückweg.
Wir beschließen, zu Fuß nach Ardara zu gehen und kaufen einige
CDs. Danach gehen wir zu Nancy's, eine Bar mit - laut Karte - sehr gutem
Essen. Nachdem wir drinnen sind und uns umgeschaut haben (sehr kurios
eingerichtet - alte Nähmaschine als Eßtisch), sind wir nicht mehr
so sicher, ob wir hier essen möchten.
Kurz darauf kommt ein italienisches Pärchen, das wir vom Woodhill House
her 'kennen' und oft zum Essen hierherkommt.
Daraufhin bestellen wir einen Louis Armstrong und einen Charly's Supper.
Wir hätten wirklich was verpaßt.
Der geräucherte Lachs auf braunem Brot mit Käse überbacken
ist ein Gedicht. Auch der Fischtopf aus Lachs mit Shrimps, scharf, hat
Christine sehr gemundet. Zu zweit essen wir danach noch einen Louis.
Heute ist unser letzter Tag - leider - im Woodhill House.
Wir beschließen, zum Loghros Point zu fahren und noch einen Spaziergang
zu dem Aussichtspunkt zu unternehmen. Als wir dort ankommen, das letzte
Stückist wieder mal ein nicht so guter Weg (man bemerke, nicht so gut,
bedeutet eigentlich besch....en, aber so langsam gewöhnt man sich an
die Strassenverhältnisse), sehen wir, daß ein Auto mit
Anhänger an der Rampe zum Meer steht.
Wie sich herausstellt, wollen hier 2 Franzosen mit einem Schlauchboot
(Motorboot) zum Fischen. Sie erzählen uns, daß sie noch einen
Freund dabei haben, der Koch ist - sehr praktisch.
Wolfi klettert den Felsen hoch, um einige Kristalle (Quarz), die sich in
einer Ader hochziehen herauszuschlagen - einen kleinen Stein konnten wir
sogar mit nach Hause nehmen. Einen Stein haben wir John's Sohn, James,
mitgebracht.
Dann laufen wir hoch zu dem Aussichtspunkt (wie Bergwandern in Österreich
- nur daß sich auf den Almen Schafe und keine Kühe befinden). Auf
dem Weg treffen wir ein Ehepaar aus Ludwigsburg. Sie erzählen uns,
daß in Deutschland schlechtes Wetter ist.
Wir haben den ganzen Tag Sonne und Wolfi holt sich eine bemerkenswerte
Bräune im Gesicht (wie 14 Tage Strandurlaub). Die Aussicht auf der
Anhöhe ist einmalig schön und wir sehen auch das Schlauchboot der
beiden Franzosen.
Als wir zurück zum Motorrad kommen, treffen die beiden wieder am
Anlegeplatz ein.
Zurück im Woodhill House wollen wir noch ein spätes Mittagessen
- es gibt aber leider erst wieder abends etwas. So beschließen wir,
nocheinmal einen 'Louis Armstrong' bei Nancy's zu geniessen. Tasty, as usual!
Zurück, relaxen wir in unserem tollen, grossen Zimmer (wie ein Wohnzimmer
und das schönste im ganzen Haus - laut Nancy).
Da wir den letzten Abend hier verbringen beschließen wir den Aufenthalt
in diesem wunderbaren Hotel mit einem französischen Menü
(französischer Koch - war nicht anders zu erwarten), besonders das Lamm
und der 'rich chocolade cake' sind eine Sensation.
UND - WIR HATTEN WIRKLICH SCHÖNES WETTER!
Leider, leider müssen wir heute weiter nach Glasson/
County Westmeath.
Wir werden von John und Nancy und deren 11 monatigen Enkelsohn herzlich
verabschiedet und machen uns auf den Weg.
Die Straßen sind zwar nicht besonders und dann bleiben wir auch schon
nach kurzer Zeit stehen, um wieder mal die wasserfesten, aber nicht so
bequemen Handschuhe anzuziehen, da es zu regnen anfängt. Aber es wird
dann doch nicht so schlimm, dafür jedoch die Straßen noch
schlechter, als wir gedacht haben (auch wenn ab und zu 'Erholungsstücke'
dabei sind). Vor Boyle ist anscheinend ein echtes Erholungsgebiet (nicht die
Straße, sondern die Landschaft) wunderschön, viele Burgruinen und
- wie lustig - Warnschilder 'Hirsch' mit riesigem Geweih.
In Boyle selbst verfahren wir uns auch noch und landen in den schmalen
Straßen der Innenstadt.
Wir beschließen, erst mal eine Rast einzulegen und fragen danach nach
dem Weg. Wir sind natürlich an der Abzweigung am Rande von Boyle falsch
gefahren. Nachdem wir den richtigen Weg genommen haben, setzt sich die
schlechte Straße fort.
Vor Roscommon müssen wir an einer riesigen Baustelle bestimmt 10 Minuten
an einer roten Ampel halten. Als wir dann losfahren können und uns
mitten in der einspurigen, sehr schlechten Fahrbahn befinden, kommen uns
plötzlich Fahrzeuge entgegen (LKWs, PKWs, alles was so fährt).
Das große Chaos bricht aus.
Die Bauarbeiter versuchen, den entgegenkommenden Verkehr über eine hohe
Schotterfahrbahn umzuleiten und lassen uns sehr lange mitten in dem Chaos
und Staub stehen.
Als dann auch noch die Fahrzeuge, die schon an uns vorbei waren,
rückwärts auf mich zukommen und eine 'Dicke' mich fast
anfährt, reißt mir die Geduld und ich habe sie angebrüllt,
da sie von mir verlangt, noch mehr in die nassen Lehmfurchen am Rand zu
fahren (wäre nie mehr herausgekommen!).
Endlich kommen wir weiter. Nach einem Kreisverkehr (der wievielte ist dies
eigentlich 30, 35 ?) hält Wolfi an und wir machen erst mal eine
Verschnaufpause.
Es sind noch 77 km bis nach Athlone. Danach schaffen wir auch den Rest und
die Fahrt durch Athlone. Als Wolfi am Rande von Athlone anhält, ob wir
auch richtig sind und ob ich auch nachkomme (er ist bei einer gelben Ampel
weitergefahren, ich hatte rot und wollte nicht schon wieder drüberfahren),
sprach uns ein junges deutsches Paar mit Rucksäcken (Zelt, etc.) an,
das den nächsten Campingplatz suchte. Ich dachte mir, hoffentlich ist
dieser nicht mehr weit, da das Mädchen sehr geschafft aussah.